Unsere Kirchenfenster

Die Aufnahmen zeigen die Kirchenfenster von St. Nikolaus, die im Rahmen der Innenrenovierungsmaßnahmen von Christine Rachor-Beck entworfen und neu gestaltet wurden.
Nach den Entwurfsvorgaben der Jügesheimer Künstlerin wurden die Fenster gefertigt und eingebaut. Die Motive der Fenster zeigen eine Vielzahl von Legenden die sich um das Leben des Nikolaus ranken.

Aus diesem Grund wurde bei den Fenstern bewusst auf die Gestaltung von Gesichtern verzichtet.
Es geht nicht um historische Ereignisse. Die Darstellung spiegeln das Zeugnis von Menschen Wider,
für die Nikolaus zum Inbegriff von wahrhaft christlichem Leben wurde: ein Mensch, dessen Glaube wegweisend ist, auch für uns.

Die diplomierte Fotodesignerin Sabine Rösner und ehemalige Claus-von-Stauffenberg-Schülerin (GOS-Rodgau), hatte gefallen an den Fenstern gefunden und mit neuester Digitaltechnik aufgenommen. Besondere Schwierigkeitsgrade mussten überwunden, die Bilder der Fenster in die richtige Perspektive gerückt werden. Das ist gelungen. Deutlich zu erkennen sind vor allem in den „stürmischen Gewässern“ die vor der Kirche stehenden Kastanienbäume. Diese wurden bewusst im Hintergrund belassen, um den Kontrast zu verstärken.

Die Jügesheimer Pastoralreferentin Andrea Köneke machte es sich zur Aufgabe, die passenden Texte zu den Bildern zu schreiben. Somit wurde erreicht, dass jetzt zu jedem Fenster die Legende bzw. das Motiv beschrieben wird.
Gleich ob „Wannenwunder“, die „Annahme der Berufung“, den „Einsatz für Gerechtigkeit“ oder
„Glaube trägt durch die Stürme der Gerechtigkeit“ bis hin zur „Würde des Menschen achten“ sind alle Legenden beschrieben.

Aufmerksamen Besuchern wird auffallen, dass das Fenster mit der Beschreibung:
..“politischen Machthabern kritisch entgegen zu treten“ den Blick auf das Parlament zulässt.
Doch nicht nur das: Das nicht mit der Legende in Verbindung zu bringende Fenster
„Lebendiger Baustein Kirche“ greift Themen auf, die zur Weltkirche führen.

Fenster 1

2020_06_St. Nikolaus Kirchenfenster
Erwählt von Kindheit an

Das Fenster stellt uns eine Szene vor Augen, die in gleichem Maße alltäglich und außergewöhnlich ist.
Eine Mutter badet ihr Kind. Doch dieses Kind, obwohl gerade geboren, steht bereits auf eigenen Füßen.
Die Legende vom sogenannten “Wannenwunder” möchte keine historische Aussage über die Kindheit des Heiligen machen. Es geht vielmehr um die Überzeugung, dass Nikolaus von Kindheit an von Gott erwählt war. Diese Zusage gilt nicht nur ihm, sondern jedem Menschen. Jedes Kind ist ein Geschenk Gottes. Es ist auf die Liebe und Zuwendung seiner Eltern angewiesen, und zugleich eine eigenständige Persönlichkeit, von Gott geliebt und angenommen.

2020_06_St. Nikolaus Kirchenfenster
Detailanzeige Hände
2020_06_St. Nikolaus Kirchenfenster
Detailanzeige Kind

Fenster 2

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Berufung annehmen

Nikolaus kniet in einer Kirche, alleine ins Gebet versunken. Durch die geöffnete Kirchentür fällt das Licht der aufgehenden Sonne in den Raum.
Nach der Legende, war in Myra der Beschluss gefasst worden, dass derjenige Bischof werden sollte, der am Morgen als Erster die Kirche betritt. So fiel das Amt an Nikolaus. Diese Berufungslegende zeigt starke Parallelen zu biblischen Berufungserzählungen. Die Aufgabe wird überraschend an Nikolaus herangetragen, scheinbar unvorbereitet. Was zählt ist die Bereitschaft, sich dem Ruf Gottes zu öffnen, um in seinem Licht neue Wege zu gehen – vielleicht sogar als Erster.

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Detailanzeige Nikolaus
2020_06_St. Nikolaus Kirchenfenster
Detailanzeige Hände

Fenster 3

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Einsatz für Gerechtigkeit

Im Vordergrund des Bildes knien drei zum Tode Verurteilte, eingeschlossen von einer Mauer. Über ihnen schwebt bereits das Schwert des Henkers. Doch von außen kommt der Arm von Nikolaus, greift das Schwert, und verhindert so die Hinrichtung.
Das Fenster nimmt Bezug auf die älteste Nikolauslegende, die als Doppellegende sowohl von der Rettung von drei unschuldig Verurteilten als auch von der Rettung dreier Offiziere durch Nikolaus erzählt. Sie macht deutlich, dass Nachfolge Christi auch bedeutet, politischen Machthabern kritisch entgegen zu treten, gegen Ungerechtigkeit und Korruption zu kämpfen, und so am Reich Gottes, das Frieden und Gerechtigkeit für alle bedeutet, mitzubauen.

Fenster 4

2020_06_St. Nikolaus Kirchenfenster
Lebendiger Baustein der Kirche

Dieses Fenster unterscheidet sich von den anderen dahingehend, dass es keine Nikolauslegende aufgreift, sondern die Verbindung zu unserer Pfarrgemeinde und unserer 1871 geweihten Kirche aufzeigt.
So wie Nikolaus als Bischof von Myra Teil der Kirche war, gehört auch unsere Gemeinde zur Weltkirche. Sie steht auf dem Fundament, das in den vergangenen 2000 Jahren gelegt wurde. Vor allem auf den Konzilien, die als Versammlungen der Bischöfe durch die Mitren symbolisiert sind, hat sich die Kirche immer wieder ihres Glaubens vergewissert. Drei Konzilien wurden stellvertretend aufgegriffen: Nikaia (325), das zu Lebzeiten von Nikolaus stattfand, Vatikanum I (1870), in dessen Zeit der Bau unserer Kirche fällt, und Vatikanum II (1965), dessen pastorale Grundsätze das Leben unserer Gemeinde prägen. Die Geschichte der Kirche ist jedoch noch nicht an ihrem Ende. Der freie Raum in der oberen Bildhälfte weist darauf hin, dass wir und folgende Generationen weiterbauen werden.

2020_06_St. Nikolaus Kirchenfenster
Detailanzeige Fische

Das altchristliche Symbol der drei Fische, die Jeder für sich stehen, und doch eine Einheit bilden, ist ein Bild für die Dreieinigkeit Gottes.
Der Glaube an den dreieinen Gott wurde auf dem Konzil von Nikaia (325) endgültig formuliert und in das Glaubensbekenntnis aufgenommen. Damit wurde die Lehre des Geistlichen Arius zurückgewiesen, der die Göttlichkeit Christi geleugnet hatte. Zwar kann die Teilnahme des Bischofs Nikolaus an diesem Konzil nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden, doch kann man sie mit einiger Wahrscheinlichkeit voraussetzen. In späteren Legenden wird ihm eine entscheidende Rolle auf dem Konzil zugewiesen. Er wird so zum Garanten für den wahren Glauben und zu einem Vorbild für alle Christen, für diesen Glauben einzutreten.

Fenster 5

2020_06_St. Nikolaus Kirchenfenster
Glaube trägt durch die Stürme des Lebens
2020_06_St. Nikolaus Kirchenfenster
Detailanzeige Dreiergruppe

Menschen in einem kleinen Boot sind scheinbar schutzlos einem schweren Sturm mit hohen Wellen ausgesetzt.
Im Gebet erfahren sie, dass sie nicht alleine sind.
Die Legende erzählt, dass Seeleute in Seenot das Gefühl hatten, Nikolaus sei bei ihnen im Boot, würde überall zugleich helfen, und sie so ermutigen und befähigen, das Ufer zu erreichen.
Die Anklänge an die biblische Wundererzählung von der Stillung des Seesturms sind unüberhörbar.
Wer – so wie Nikolaus – fest im Glauben steht und auf Gott vertraut, den wird die Angst nicht lähmen, auch dann nicht, wenn die Zeiten schwierig sind.
Glaube befähigt uns, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen, und das Ziel zu erreichen.

Fenster 6 

2020_06_St. Nikolaus Kirchenfenster
Soziale Verantwortung übernehmen

Boote liegen im Hafen. Vor den Booten stehen mehrere Getreidesäcke am Ufer. Es überwiegt die braune Farbe, die an Brot erinnert.
Das Fenster nimmt Bezug auf das sogenannte “Kornwunder”. Als während einer Hungersnot Schiffe mit Getreide im Hafen liegen, wird auf Initiative des Bischofs Nikolaus von dem Korn, das eigentlich für die Hauptstadt bestimmt war, an die hungernde Bevölkerung verteilt. Als die Schiffe ihr Ziel erreichten, hatte sich das Gewicht ihrer Ladung jedoch nicht verändert. Hier finden sich Anklänge an die biblische Erzählung von der Brotvermehrung. Jesus Christus fordert uns immer wieder auf, Not zu sehen und miteinander zu teilen. Dann reicht Weniges für alle.

Fenster 7

2020_06_St. Nikolaus Kirchenfenster
Kindern Zukunft schenken

Das Fenster zeigt Nikolaus, wie er Brot an Kinder verteilt.
Gerade Kinder werden immer wieder zu Opfern von Krieg, Gewalt und Armut, da sie stärker als Erwachsene auf Hilfe angewiesen sind. Sie brauchen sowohl Unterstützung für das eigene Überleben als auch Anleitung, wie Leben zu gestalten ist. Hier liegt christliche Verantwortung.
Wer sich in der Nachfolge Jesu Christi den Menschen zuwendet und sich vor der Not in der Welt nicht verschließt, wird immer wieder die Kinder in den Mittelpunkt rücken. Sie sind darauf angewiesen, von uns all das zu erhalten, was sie für ihr Leben brauchen: Nahrung, Liebe, Anerkennung und ein Gespür für die eigene Verantwortung.

Fenster 8

2020_06_St. Nikolaus Kirchenfenster
Die Würde des Menschen achten

Im Mittelpunkt des Bildes stehen drei junge Frauen, die in ihren Händen goldene Kugeln halten. Hierbei wird auf eine der bekanntesten Nikolauslegenden Bezug genommen, nach der Nikolaus die Töchter eines verarmten vornehmen Mannes vor der Prostitution bewahrt, indem er ihnen anonym Gold zukommen lässt und so zu einer Mitgift verhilft. Es war in der damaligen Zeit durchaus üblich, Kinder in die Prostitution zu verkaufen, wenn dies die einzige Möglichkeit war, das Überleben der Familie zu sichern. Doch auch heute werden Menschen von anderen benutzt und ausgenutzt, und so ihrer Würde beraubt. Nachfolge Christi bedeutet, hier einzugreifen.

Fenster 9

2020_06_St. Nikolaus Kirchenfenster
Glaube - Wahrhaftigkeit statt leerer Worte
2020_06_St. Nikolaus Kirchenfenster
Detailanzeige Hilfe

Erneut stehen ein Schiff und die aufgewühlte See im Mittelpunkt eines Fensters.
Ein Kind ist über Bord gestürzt, der Vater kann es nicht halten.
Die Legende, auf die hier Bezug genommen wird, thematisiert die Frage des rechten Gottesdienstes.
Ein Vater hatte gelobt, als Dank für die Fürsprache des Heiligen, einen wertvollen Becher zu stiften.
Doch dann entschloss er sich, den Becher selbst zu behalten und eine Nachahmung darzubringen. Auf der Fahrt nach Myra wurde sein Sohn mit dem echten Becher über Bord gespült. Erst als der Vater sein Tun bereute, zeigte sich, dass sein Sohn gerettet war.
Dies ist eine Erfahrung, die sich auch auf unser Leben übertragen lässt: Glaube in Worte zu fassen genügt nicht. Glaube hat Konsequenzen für mein Leben, manchmal auch unbequeme.

Fenster 10

2020_06_St. Nikolaus Kirchenfenster
Glaube an den Gott des Lebens

Vor dem blauen Nachthimmel – Symbol für Schlaf und Tod – ist ein keimendes Weizenkorn zu sehen. Das Fenster nimmt so Bezug auf Tod und Auferstehung Jesu Christi, der sich selbst mit dem Weizenkorn verglichen hat, das sterben muss, um Frucht zu bringen. Zugleich liegt hier unsere christliche Hoffnung auf den Gott des Lebens, die für Nikolaus und alle Menschen gilt. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Uns ist zugesagt, dass wir durch den Tod hindurch ins Leben gehen werden. Zugleich zeigen das Leben und die Verehrung des heiligen Nikolaus, wie die Nachfolge Christi über den Tod hinaus Frucht bringt – eine Frucht, die unser Leben als Christen nachhaltig prägt.